Oh, wie schön ist Panama?

4. November 2021

Ganz so unterschreiben können wir das noch nicht, was der gute Herr Janosch da von Panama erzählt hat. Wir werden noch nicht wirklich warm mit dem Land – wobei, warm ist es hier nun wirklich.

Aber der Reihe nach.

Seit gut einer Woche sind wir nun in Panama Stadt und gewöhnen uns so langsam an die neue Zeitzone und die Hitze. Woran wir uns nicht wirklich gewöhnen können, ist der Trubel in der Stadt. Ein Taxifahrer fragte uns, wo wir in Deutschland leben. „Auf dem Land, an einem Ort wo um 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden“, erzählen wir und er fängt an zu lachen. Da hätten wir uns mit unserer Wohnung im Casco Viejo das richtige Viertel in Panama City ausgesucht. Hier würden wir zwar das echte Panama-Leben kennenlernen, aber RUHE hätten wir hier wohl nie. Recht hat er. Das Leben pulsiert und gefühlt schläft diese Stadt nicht.

Wir dagegen schlafen schlecht, fühlen uns merkwürdig deplatziert und fragen uns, was wir hier eigentlich wollen…

Von roten Zonen und heftigen Erlebnissen

Keine Frage, wir erleben gerade unseren ersten kleinen Kulturschock. Noch nie zuvor sind wir außerhalb Europas gewesen. Was wir hier zum Teil sehen (und, nebenbei bemerkt, auch riechen) verschlägt uns die Sprache.

Gleich in der zweiten Nacht werden in einer Diskothek schräg gegenüber von unserer Wohnung 5 Menschen erschossen. Es ist 2 Uhr morgens, als wir Schüsse hören. Zuerst halten wir es noch für ein Feuerwerk, dann aber verstummt die Musik aus den umliegenden Diskotheken. Stattdessen hören wir einen Tumult auf der Straße, sehen vom Balkon aus Menschen, die schreiend vor Panik ziellos auf die Straße laufen.

Es handelt sich um Bandenkriege, wie wir später erfahren. Der Schock sitzt tief, die Schreie der Menschen auf der Straße hallen noch viele Tage in uns nach. Auch für die Einheimischen sind die Vorkommnisse entsetzlich – sowas ist hier nicht an der Tagesordnung, sagen sie. Wir sollten uns keine Sorgen machen, Panama wäre ein sicheres Land und solche Drogenkriege würden uns als Touristen nicht betreffen.

Verunsicherung

Dennoch verunsichern uns die Erlebnisse.

Direkt neben dem Casco Viejo, in dem unsere Wohnung liegt, ist ein Viertel, dass für Touristen zur roten Zone erklärt wurde. Jedes Mal wenn wir hier durchfahren, verriegelt der Taxifahrer von innen die Tür. Uns wird es schwer ums Herz.

Was wir hier sehen, ist heftig. Heruntergekommene Häuser ohne Fenster, ohne Schutz vor Insekten. Schimmel an den Hauswänden und schier unendlich erscheinende Müllhaufen vor der Tür. In Deutschland würde man diese Häuser abreißen. Aber hier wohnen Menschen, viele Menschen. Ja, sagen die Taxifahrer, besser wir gehen hier nicht zu Fuß durch.

Die Stadt der Gegensätze

Ein paar Blocks weiter, und wir befinden uns im Bankenviertel. Dort müssen wir hin, um Papierkram für die Einfuhr unseres Trucks zu erledigen. Anschließend gehen wir in eine der großen Malls, auf der Suche nach einer Prepaid-Karte für unseren Router.

Hier ist alles modern und sauber, die Mall ist klimatisiert und wir werden schnell fündig. Zurück bleibt ein fahler Geschmack. Hier eine Welt des Überflusses, nebenan das Elend.

Wir werden neu dankbar für das Privileg, in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein. 

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